Sprachbildung

Literacy-Konzepte für eine durchgängige Sprachbildung verbessern Bildungschancen.

Durchgängige Sprachbildung als Voraussetzung im Bildungsprozess

Bildungssprache ist ausschlaggebend für Bildungserfolg. Lehr- und Fachkräfte in den Netzwerken von Ein Quadratkilometer Bildung (km2 Bildung) entwickeln Praxisansätze, um Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern die Bildungssprache zugänglich zu machen. Dabei wird an ihren sprachlichen Fähigkeiten im Deutschen angeknüpft und die Mehrsprachigkeit von Familien als Ressource verstanden.

Sprachbildung wird möglichst institutionenübergreifend entlang der gesamten Bildungskette umgesetzt: So entwickeln die lokalen Bildungsnetzwerke etwa gemeinsame Fortbildungen für Erzieher:innen und Lehrer:innen oder gemeinsame Konzepte zur durchgängigen Sprachbildung und Methodencurricula zum sprachsensiblen Fachunterricht. Die bewährten Formate sind vielfältig und werden an zahlreichen Programmorten von Ein Quadratkilometer Bildung täglich genutzt und stetig weiterentwickelt.

Das Literacy-Konzept als Baustein guter Sprachbildung

Die Literacy-Erziehung, also das Heranführen an Sprache, Schrift und Medien, beginnt nicht erst mit dem Eintritt der Kinder in die Schule. Es beginnt mit den täglichen Erfahrungen mit Symbolen, Bildern und Schrift, die das Kind vom ersten Lebensjahr an sammelt. Die Grundlage für das Interesse an Schriftsprache wird in den ersten Lebensjahren gelegt. Kinder lernen zu sprechen und zu schreiben, wenn sie auf eine Umwelt treffen, die Erfahrungen mit Sprache und Schrift ermöglicht. In der sozialen Interaktion bekommen Kinder dann einen Einblick in die Funktion von Sprache und Schriftsprache. Sie lernen, sich mitzuteilen, auszutauschen und Gedanken über das Hier und Jetzt hinaus festhalten zu können.

Wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich hat Ein Quadratkilometer Bildung Wuppertal machen können. In vier Institutionen wurden hier Ausstattungslücken durch die Einrichtung von Literacy-Räumen kompensiert, die mit aktueller sprach- und vorurteilsbewusster Kinder- und Jugendliteratur, Lern-, Spiel- und Bastelmaterialien ausgestattet sind. Hier finden Kinder mit ihren Lernbegleiter:innen die räumlichen und medialen Voraussetzungen für ganzheitliche Literacy-Erfahrungen.

Seit 2014 trägt der Praxisansatz geBUCHt zur frühen, durchgängigen Literacy-Förderung im Quartier bei. Ein Team von Ehrenamtlichen kann von pädagogischen Fachkräften für Kinder mit besonderen Bedarfen geBUCHt werden. Die Ehrenamtlichen kommen regelmäßig in die Institutionen und mit ihnen erfahren die Kinder eine gezielte Förderung sprachlicher Basiskompetenzen.

In Kooperation mit der Stiftung Lesen und gefördert durch das BMBF-Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ wurde 2016 an der Grundschule Markomannenstraße der Leseclub am Berg gegründet. Neben dem offenen Angebot „Hereinspaziert“ gibt es während der Schulzeit und in den Ferien ein vielfältiges freizeitorientiertes Programm, das institutionenübergreifend den Kindern und Familien im Quartier offensteht. Das Wuppertaler Bildungsnetzwerk begreift Literacy nicht allein als schulische Kompetenz, sondern als Grundvoraussetzung für Bildungserfolg und Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung.

Sprachbildung mit Lesepaten und Tonie-Boxen

In Ein Quadratkilometer Bildung Neubrandenburg hingegen gibt es ein aktives Netzwerk ehrenamtlicher (Vor-) Lesepaten, die im Tandem mit Grundschüler:innen oder Hortkindern Morgenlese-Sessions durchführen. So werden nicht nur das soziale Miteinander, das Ehrenamt und eine aktive Verantwortungsgemeinschaft gestärkt, auch der Austausch zwischen den Generationen wird mit Sprachförderung verbunden. Selbst lokale Prominente zählen zu den (Vor-) Lesepaten. Dieses Angebot konnte im digitalen Raum während der durch Corona bedingten Schulschließungen mit Erfolg weitergeführt werden. Hier lesen Kai und Lesepate Dieter Langschwager zwar am Laptop, doch nicht minder engagiert miteinander, wie dieser Beitrag des NDR Nordmagazins zeigt.

Im Rahmen von Ein Quadratkilometer Bildung Meerane initiierte die Pädagogische Werkstatt bei der Stadtverwaltung Meerane während der Corona-Pandemie gemeinsam mit der Stadtbibliothek und einem Jugendclub die Erstellung altersgerechter Hörbücher. Mit Meeraner Vereinen und Ehrenamtlichen entstand in einem Tonstudio ein umfassendes Repertoire an Vorlesegeschichten. Für alle Meeraner Kindertagesstätten und Horte wurden die bei Kindern sehr beliebten Tonie-Hörspielboxen angeschafft und die erstellten Hörbücher auf je eine Hörspielfigur gespeichert. Jede Einrichtung erhielt eine solche Box und die Figuren mit den Hörgeschichten zur freien Verwendung in der pädagogischen Arbeit.